Tagebuch Projektwoche Marokko


Sonntag Stadtrundgang Marrakesch


Nach einem Frühstück auf der Dachterrasse unseres Hotels „Islane“ treffen wir unseren Marrakech-Reiseführer Ben. Der ehemalige Student in Philosophie, Literatur und Germanistik führt uns zur nahegelegen „Koutoubia-Moschee“, errichtet im Jahre 1157. Dort angekommen beginnen seine Erklärungen in verblüffend guter, sehr gewählter deutscher Sprache. Das Minarett der Moschee ist 77 m hoch, und im Gegensatz zu den runden, türkischen Gebetstürmen eckig. Die galgenähnliche Stange zuoberst wird mit einer farbigen Fahne behängt, um auch den schwerhörigen Menschen mitzuteilen, wann der Zeitpunkt zum Gebet gekommen ist. Die vier goldenen Kugeln symbolisieren Feuer, Luft, Erde und die Säulen des Islams.


Die fünf Säulen des Islam:

Das Bekenntnis : "Es gibt keinen Gott außer Allah und Mohammed ist sein Prophet."
Das Gebet : Es wird fünfmal täglich zu festgelegten Zeiten mit dem Gesicht gegen Mekka verrichtet, zu denen der Muezzin ruft. Es ist erlaubt, das Mittags- und Nachmittagsgebet sowie das Abend- und Nachtgebet zusammenzulegen, so dass sie de facto nur dreimal am Tag beten müssen. Vor jedem Gebet sind die vorgeschriebenen Waschungen vorzunehmen.
Die Almosen : Steuer, die den Bedürftigen zugute kommt. Die Höhe variiert je nach Einkunftsart zwischen 2,5 und 5 Prozent. Die Almosensteuer wird nicht vom Staat kontrolliert, sondern vom eigenen Gewissen.
Das Fasten : findet alljährlich im Monat Ramadan statt (9.Monat). bis zum vollendeten Sonnenuntergang wird nichts gegessen, nichts getrunken (auch kein Wasser), nicht geraucht, kein ehelicher Verkehr und Enthaltsamkeit im Verhalten geübt.
Die Pilgerreise : Reise nach Mekka; soll mindestens einmal im Leben durchgeführt werden, gilt als Versöhnung mit den begangenen Fehlern.

Untermalt von Bens Erklärungen wandern wir durch die Medina (arabisch für Altstadt), in welchen alle Gebäude bis 1950 ohne Fenster und Balkone gebaut worden sind. Wasserversorgung, Stromanschluss und Abwasserregelung wird z.T von der Stadt sichergestellt, andernfalls helfen sich die Nachbarn und Familienmitglieder gegenseitig aus. Nicht wegzudenken aus einer Medina sind das Hamam, die Bäckerei, Metzgerei, Schneiderei und der Gemüsemarkt.


Anschliessend besuchen wir den palais royale („La Bahia“), wo uns Ben einiges über die Gartenpflanzen erzählt (z.B. die Unterschiede zwischen Bitterorangen und Speiseorangen sowie zwischen Dattel- und Königspalmen) und uns den Hintergrund der kunstvollen Ornamente erklärt (weil es den Arabern nicht erlaubt war, Menschen und Tiere abzubilden, verfeinerten sie die Kunst der geometrischen Zeichnungen). Dazu lernen wir noch ein marrokanisches Sprichwort: „ Es ist selten dass wir wissen, weshalb wir lieben. Aber immer wissen wir, weshalb nicht.“

Einige von Bens fachkundigen Erläuterungen werden uns sicher in Erinnerung bleiben, ganz bestimmt aber seine wiederholten Aufforderungen zum Weiterschreiten: „Yalla Yalla!“.

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