Tagebuch Projektwoche Marokko


Freitag - Sapiama

Die Baumschule (Pépinière) Sapiama liegt an der Route Quarzazate - Agadir in der Nähe der Stadt Taroudant. Sie beschäftigt rund 200 Angestellte, wovon etwa 17 Festangestellte sind. Sapiama gehört zum Pflanzenproduzenten Kabbage, der mit seinen Tochtergesellschaften ca. 3000 ha bewirtschaftet. Mit 2,5 Mio. Absatz pro Jahr ist Sapiama in Marokko die grösste Baumschule für Zitrusgewächse. Der grösste Konkurrent ist die königliche Baumschule von Marokko. Seit 1,5 Jahren werden auch Olivenbäume produziert. Sapiama ist Eurepgap zertifiziert. Die Kontrolle wird von der INRA durchgeführt. In Zukunft will der Betrieb möglicherweise auf Bio umstellen, da die Umweltansprüche ständig steigen.


Die Unterlagen (Porte-greffe) für die Zitrusgewächse stammen unter anderem von der Landwirtschaftlichen Forschungsanstalt INRA, Taroudant. Diese Mutterpflanzen werden dann nach strengen Sicherheitsrichtlinien vermehrt, um die Sortenreinheit zu gewähren. Die Vermehrung der Mutterpflanzen für die Unterlagen ist aus Sicherheitsgründen für Besucher nicht zugänglich. Die Anzuchterde wird aus Dänemark eingeflogen.


Die Keimung der Samen (die aus Amerika stammen) dauert zwischen 1 – 3 Monate mit einer Keimfähigkeit von 70 – 120 %. (120 % kommt durch die mehrfache Keimung von Samen zustande.) Angezogen wird in Platten. Der Vorteil bei den Zitruspflanzensamen ist, dass sie parthenokarp gebildet werden. Dies hat zur Folge, dass die Unterlagen genetisch gleich sind und somit sehr ähnliche Eigenschaften haben, obwohl sie nicht vegetativ vermehrt wurden.

Die jungen Unterlagspflanzen werden nach 3 bis 4 Monaten von Hand sortiert. Dabei werden Pflanzen mit Anomalien (vor allem Drehwuchs der Wurzeln) aussortiert. Dies erhöht die Qualität der Pflanzen. Dadurch hat zwar die Sapiama höhere Ausfälle in der Pflanzenproduktion, dafür haben die Produzenten bessere Bäume und dadurch weniger Anbauprobleme.

Die Edelreisproduktion darf nur durch Schleusen mit Desinfektion der Schuhsohlen betreten werden. Die Samen für die Produktion der der Mutterpflanzen für die Edelreiser werden vor allem aus den USA und Mexiko importiert. Jungpflanzen müssen ganz gerade sein. 20 % der Pflanzen erfüllen dieses Kriterium nicht und enden als Ausschuss. Aus einer Mutterpflanze können 3 x 100 Keile, mit je nur einem Auge, für die Veredelung (Ecussonage = Chip Veredelung) gezogen werden. Es können aber nur die mittleren Augen eines Zweiges verwendet werden, da der untere Teil bei der Chip Ernte bereits verholzt und der obere Teil noch zu weich ist. Deshalb wird auch darauf geachtet, dass die Edelreispflanzen immer gut mit Stickstoff versorgt sind. Dies führt zu mehr Wachstum und damit zu mehr Augen, die für die Chip-Veredelung verwendet werden können. Ausserdem sind die Mutterpflanzen auf stark wachsende Unterlagen veredelt, was zu zusätzlichem Wachstum führt.

Die Mutterpflanzen werden auf vier verschiedene Viren geprüft und zertifiziert, ebenfalls um die Sortenreinheit zu gewähren. Die Mutterpflanzen werden in der Regel nur etwa drei Jahre genutzt. Dieses Vorgehen bietet Schutz vor ungewollten Mutationen und ausserdem kann man so neue Sorten ins Sortiment aufnehmen.


Die Arbeitsbedingungen in den Gewächshäusern sind hart. Bis 60° C können die Temperaturen in den Plastiktunnel unter Marokkanischer Sonne annehmen. Deshalb ist es schwierig das ganze Jahr über zu veredeln.

Um die Bestellungen von Kunden schnell bearbeiten zu können, sät die Sapiama Unterlagen immer auf Vorrat. Dann kann sie schnell reagieren, wenn eine Bestellung eines Zitrusproduzenten eingeht. Als wichtiger Erfolgsfaktor gelten Niederstammproduktion und neue Sorten, die einen engeren Pflanzabstand erlauben. Auch der Wasserbedarf kann heute mit Gutationsbewässerung um 80 % reduziert werden.

Schädlinge und Krankheiten
Die wichtigste Krankheit im Citrusanbau ist der Citrus Tristeza Virus. Deshalb wurden Unterlagen gezüchtet, die resistent gegen diesen Virus sind. Sapiamo verwendet deshalb auch keine Unterlagen wie Brigardier mehr, die sehr anfällig auch diesen Virus sind. Bei den Schädlingen sind die Rote Spinne und die Miniermotte zu erwähnen. Diese werden mit Pestiziden bekämpft.

Forschung
Es gibt im Citrusbereich fünf verschiedene Forschergruppen. Eine aus den USA, eine aus Italien, eine aus Spanien, eine aus Frankreich und die Sapiama in Marokko. Der Forschungsschwerpunkt liegt dabei auf der Herstellung von tetraploiden Pflanzen. Diese hätten den Vorteil, dass sie keine Kerne mehr in den Früchten hätten, was für die Konsumenten ein Vorteil wäre.

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