Tagebuch Projektwoche Marokko


Samstag - Azura

Am Samstagmorgen sind wir relativ früh (07h30) von Taroudant aus losgefahren: auf dem Programm stand ein Besuch bei Azura, einem der grössten Gemüse- und Früchteproduzenten des Landes.


Die zweistündige Fahrt dorthin führte uns durch intensiv bewirtschaftete Felder, auf denen Gemüse- und Zitrusfrüchte produziert wurden. Diese kontrastierten mit kleineren Flächen, die noch sehr traditionell bebaut werden: da eine Ziegenherde, die zwischen (oder AUF) Arganbäumen weidet, dort ein Getreidefeld, das von Hand (!) geerntet wird.
Trotz kleiner Verspätung hielten wir (aufgrund Indis drängen) spontan bei einer Tafeltraubenplantage, und sprachen mit deren Besitzer, der übrigens auf Investorensuche ist.

In der Region Agadir, vor allem in deren Süden, sind die Spuren des Wachstums, das Marokko in den letzten Jahren erlebt hat, besonders deutlich zu sehen: entlang der Strasse entstehen hunderte von Wohnhäusern, umgeben von ebenso vielen Industriehallen. Plötzlich ein noch grösserer Industriekomplex, vor dem viele Lastwagen parken: Azura. Wir sind da.

Empfangen werden wir von M. Benlamlih, einem Agronomen, der nach fünf Jahren als Kulturchef auf einer Azura-Farm seit kurzem für das Qualitätsmanagement und die internen Kontrollen der Gruppe verantwortlich ist.

Die Azura-Gruppe entstand als Französisch-Marokanische Partnerschaft, und hat, neben Anbauflächen und Handelsräumen in Frankreich, die grössten Niederlassungen in Südmarokko. Die Gruppe ist auf Frischgemüse, und insbesondere die Produktion von Tomaten spezialisiert. Die vertikal integrierte Firma besitzt neben 26 Farmen („Maraissa“ 1 bis 26) im Raum Agadir auch hochmoderne Verarbeitungs- und Logistikeinrichtungen.

Im hart umkämpften Frischgemüse Markt setzt Azura seit je auf Qualität: nur so können sie sich von den Konkurrenten in Spanien und Marokko unterscheiden. Neben dem Industriestandart GlobalGAP ist die Gruppe auch ISO- und BRC-zertifiziert. Die Herkunft jeder einzelnen Kiste, die man in einem europäischen Supermarkt findet, kann dank einem ausgeklügelten und aufwändigen Logistikprozess bis zum Ursprungsgewächshaus zurückverfolgt werden.

Die Verarbeitungshallen sind maschinell ausgerüstet und jeder einzelne Arbeitsschritt wird überwacht. Als Besucher mussten wir nicht nur Haarnetze und Hygienemäntel tragen, sondern auch unsere Hände regelkonform waschen, trocknen und desinfizieren. Staunend schauten wir den flinken Händen der 1'200 Arbeiterinnen zu, die die Tomaten in Plastikkörbe abpackten.



Danach ging es weiter zur Vorzeigefarm „Maraissa 24“, auf der auch ein 5-Hektaren-Bio-Gewächshaus steht. Hinter den hohen und wunderschönen Oleander-Hecken versteckten sich 36 Hektaren Kanarien-Gewächshäuser, mit einer Höhe von über 5 Metern. Wohl mehr als einer staunte angesichts der unendlich langen Tomatenreihen, dass „BIO“ auch so aussehen kann:


Laut Herrn Benlamlih ist Azura seit Jahren bereit, biologisch zu produzieren, und nächstes Jahr soll die Bio-Anbaufläche von 5 Hektaren auf 36 aufgestockt werden, und die ganze Maraissa 24 Farm umfassen. Nur seien die Kunden aus dem Norden nicht bereit, dafür einen höheren Preis zu verlangen. Nur einige Tage nach unserem Besuch erwartete Azura eine Coop-Delegation, die sich für höhere Sozialstandards einsetze, gleichzeitig aber auch Preisverhandlungen führen wolle. Und die kennen nur eine Richtung: nach unten.

Ein grosses Problem in der Region Agadir ist der Wassermange: es wird teilweise aus einer Tiefe von 250 Metern Grundwasser gepumpt, und gerade Tomaten sind besonders Wasserintensive Pflanzen. Zwar setzt Azura bereits effiziente Tröpfchenbewässerungsanlagen ein, doch auch hier sagt Benlamlih: solange Tomaten aufgrund der hohen europäischen Nachfrage die rentabelste Kultur sind, wird Azura sie auch produzieren, falls nötig mit Wasser das weit aus den Bergen hergeleitet wird, oder dann an anderen Standorten weiter nördlich.

1 Kommentar:

Finn - Halvar hat gesagt…

Hi,
Ich Heiße Finn - Halvar Peters und reise selbst demnächst nach Marokko. Mich interessiert vor allem der Tomatenanbau von Azura. Habt Ihr da noch adressen die die ihr mir geben könntet? Konkakt zu M.Benlamlih?
Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen. Ich bin zu ereichen unter der mailadresse: finn.halvar@gmail.com

Mit freundlichen Grüßen