Tagebuch Projektwoche Marokko


Mittwoch - Draa-Tal

Eigentlich müsste ich über die Wüstenreise im Draa-Tal schreiben. Nach einem wunderschönen Sonnenaufgang im Dünenmeer des Erg-Chebbi, frischte der Sandsturm der vorangegangenen Nacht jedoch wieder auf und versperrte uns während der Busfahrt, die Sicht auf das Draa-Tal. Vom Platz im Bus sah es draussen manchmal gleich aus, wie bei Schneetreiben, das uns Schweizern wohl bekannt ist.
Bei kurzen Stopps konnten wir uns aber auch davon überzeugen, wie Sand im Mund schmeckt und knirscht, wie er in den Augen brennt und das er der tödlichste Feind von modernen Digitalkameras ist.Aus diesem Grunde werde ich mich hier erst einmal dem Thema der Erosion widmen, welche in diesem Teil der Welt nicht durch Wasser hervorgerufen wird, sondern durch Wind und dem Material das dieser mit sich trägt: viel Staub und Sand. Dieses Phänomen nennt man Äolische Erosion, nach Aiolos dem griechischen Gott des Windes. Es tritt grossflächig in ariden Gebieten mit geringer oder fehlender Vegetation auf und wirkt wie ein Sandstrahlgebläse. Staub wird dabei als Schwebefracht durch Suspension in der Luft und Sand durch Saltation, einer „springenden“ Bewegung, transportiert. Anfangs werden fein- und grobkörnige Partikel durch Deflation, das heisst Ausblasung und Abwehung des Bodens durch Wind, verfrachtet und schleifen dabei auf ihrem Weg andere Steine und Felsen. Abhängig von der Windgeschwindigkeit und der Beständigkeit der Windrichtung können dadurch Rillen an Felsen, Windkanter an Steinen und sogar Pilzfelsen entstehen (leider kein Lat. Name bekannt). Die Kräfte die dabei am Werk sind nennt man in der Fachsprache Korrasion oder Windabrasion. Irgendwann, wenn der Wind mal müde wird, verfrachtet er die Partikel an das Ende eines Tals oder in eine natürliche Senke, wo sie sich dann über die Jahrhunderte akkumulieren. Daraus entsteht dann ein „Dünenmeer“ (arabisch: Erg) wie wir uns die Sahara vorstellen.
Jedoch besteht nur 20% der Sahara und der restlichen Wüsten dieser Erde aus Ergs, 70% davon sind Fels- oder Steinwüste (arab.: Hammada) und die restlichen 10% bestehen aus grobem Kies (arab.: Serir). Als Wüsten werden aride Gebiete bezeichnet, deren jährliche Niederschläge im Durchschnitt unter 200 mm liegen und geringer sind als die mögliche Verdunstung (über 2000 mm). Landschaften mit einem Klima das im jährlichen Durchschnitt weniger als 100 mm Regen aufweist sind extrem aride Vollwüsten, und Halbwüsten werden Regionen genannt, in denen zwar die Verdunstung zwei bis fünf mal höher ist als die Regenmenge, diese aber auch deutlich Höher liegt als 200 mm pro Jahr. Das Gebiet der Sahara hat im Durchschnitt einen Niederschlag von 0-400 mm im Jahr und verteilt sich auf 8,6 Mio km2 (215 mal die Schweiz) und ist vom Typ her eine Wendekreis- und Kontinentalwüste. Eine Wendekreiswüste entsteht, weil am Äquator warme feuchte Luft aufsteigt, abkühlt und bereits über den Tropenwäldern abregnet. In grosser Höhe strömt die Trockene Luft nord- und südwärts bis zu den Wendekreisen bei etwa 23° Breite. Auf dem Weg kühlt sie soweit aus, dass sie absinkt und als trockener, am Boden aufgeheizter Wind wieder Richtung Äquator weht. Zusätzlich sind Teile der Sahara aufgrund ihrer kontinentalen geographischen Lage von grösseren Wettersystemen abgeschnitten. Aus diese Weise entsteht eine Kontinentalwüste. Die Luft die dort ankommt, hat auf ihrem Weg vom Meer bereits alle Feuchtigkeit abgegeben. Und je weiter die Entfernung zum Ozean ist, desto grösser ist auch die Trockenheit des Wüstengebietes.

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