Tagebuch Projektwoche Marokko


Mittwoch - Hamam (Männer und Frauen)

Im Hamam von Agdz

Nachdem wir die Zimmer in der wunderbaren Unterkunft von Said und seiner Schwägerin Fatima bezogen haben und die Unklarheiten darüber beseitigt sind, wer in welches Hamam geht, gehen also die Männer naheliegenderweise ins Männerhamam. Drei gekachelte Räume, jeder verschieden stark beheizt, an der Wand Wasserhahne mit heiss(sss!)em und kühlem Wasser. Jeder zwei Eimer, einer für heiss, einer für kalt. Wie Pinguine in der Sauna weiss keiner so genau wiewowas. Im wärmsten Raum hinten, muss man anfangen, wissen wir und danach kommt es nicht mehr so drauf an, merken wir.


Das Bad ist gut besucht. Einzelne und Grüppchen, Bubenscharen und Greise, zwischendrin die Pinguine, Stimmung und Lärmpegel lassen nichts zu wünschen übrig. Man sitzt und götscht mit Hochgenuss. Im zweiten und im dritten Raum bieten einige Masseure breitwillig ihr Können an, wenn sie nicht bereits beschäftigt sind. Mal stehen sie auf dem Rücken, mal biegen sie den Kandidaten über ihren eigenen Körper bis er um Erbarmen krächzt. Wenn man nicht mehr stöhnen kann, schlägt man mit der Hand auf den Boden, auch ein Zeichen dafür, dass jetzt dann gleich etwas abenandbricht und dass also auch Wellness seine Grenzen hat. Als Ganzes jedoch sehr wohltuend und man merkt, dass sie ihr Handwerk bestens verstehen.


Porentief greinigt und wohlig müde landen wir schlussendlich bei einer göttlichen Tagine, die von einigen gar als die beste Tagine der ganzen Marokkoreise geehrt werden sollte.

Zur selben Zeit bei den Frauen:

Was machen 25 HSW Studies am frühen Abend in einer Seitenstrasse in Agdz??

Blumen fotografieren?? ECTS Punkte sammeln??

Nein, sie warten einfach bis die Türen fürs berühmte Hamam öffnen! Nach einiger Verwirrung (Wer geht mit wem? Wer zuerst? Frauen getrennt? Alle zusammen? Mit Badehose oder ohne??) und Wartezeit findet sich die ganze Gruppe in einem kleinen, dampfig-feuchten Raum wieder. Nach einer kleinen Besichtigung heisst es "Jungs, raus!" und die Frauen wenden sich schnatternd dem Ent- und Bekleiden (jawohl, marokkanisches Hamam ist mit Badekleid) zu.

Plätzlich steht den nun ein wenig ratlosen Gazelles die schöne Fatima gegenüber. Und lacht herzlich über die europäische Bademode. Die Damen tauschen Blicke aus, interkulturelle Gespräche beschränken sich auf "Ui.." und "aaha" und vielsagende Gestiken weil die gemeinsame Sprache fehlt. Aber trotzdem werden die Instruktionen der lachenden Hamam-Chefin verstanden. Waschen (lau warm), dann Seife, dann Waschen (am besten KALT).. Zu diesem Zeitpunkt werden die lieben Studentinnen übermütig. Dampf, Geschnatter und Gekreische erfüllen die Luft.

Nach einer Stunde ist der Spuk vorbei. Schön wars, und interkulturell und vor allem traditionell marokkanisch. Zum Dank gibts für Fatima und die Schweizer Schleckmäuler ein Glace.. ;-)

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