Tagebuch Projektwoche Marokko


Dienstag - Fahrt nach Merzouga

Von fliegenden Teppichen, Sand in der Unterhose und nicht vorhandener „Ais-kreem“

Der Morgen beginnt verheissungsvoll. Die Sonne strahlt mit dem stahlblauen Himmel um die Wette und wir müssen unsere schöne orientalische Herberge in Ouarzazate schon wieder verlassen. Gestärkt von einem reichhaltige Frühstück im Zelt und einer erfrischenden (vom zuschauen ;-) Morgen-Am-Pool-Kartenschreib-Und-Sonne-Ins-Gesicht-Schein-Session starten wir unsere längste Tagesetappe, die uns nun endgültig in die Wüste schicken soll.

Unterwegs legen wir einige Stopps ein. Picture. Picture. Leider hat es (fast) keine Blüemli mehr, sondern nur mehr Steine und vertrocknete Büsche. Die Sonne brennt heut und es ist richtig heiss. Gut, dass unser Buschauffeur weiss, wie man die Klimaanlage betätigt...naja, wir haben wahrscheinlich den Eindruck erweckt „cool“ zu sein. Wir sind im Dades-Tal angekommen. Wir müssen aber rasch weiter, denn heute haben wir ein dichtes Programm und schliesslich wollen wir den Sonnenuntergang über den Sanddünen nicht verpassen. Unterwegs halten wir bei einer Rosenplantage. Wir werden durch die Anlage geführt, viel mitbekommen habe ich allerdings nicht, aber es lag wohl eher an mir und meinem Interesse an der Sache. Auf jedenfall war es schön und man konnte wieder toll picture, picture machen. Mit Verzögerung düsen wir weiter und machen Halt in Tinerhir, einem Berberdorf. Fadil bekräftigte vor dem Aussteigen, dass die Gruppe zusammenbleiben sollte, kurz nach meiner „Ausbussung“ war er allerdings schon auf und davon…zur Maison Berbère…ich also hintendrein. Eine Tee-Zeremonie soll auf dem Programm stehen, dabei knurrt uns allen hör- und spürbar der Magen…naja schliesslich ist schon 14 Uhr. Die Begrüssung im Teppich-Fachgeschäft war freundlich und wir bekamen alle Tee, während sich der Raum langsam mit Teppichen füllte, ja regelrecht angeflogen kamen.

Leicht genervt erreichten Hunger und Kaufunlust neue Rekordstände. Zugegeben, ich war froh, als uns feines Pizza-Brot angeboten wurde und wir wieder gehen konnten. Diese Veranstaltung hatte für mich eher den Eindruck einer Verkaufsfahrt, denn einer Studienreise gemacht.

Zurück beim Bus hatte Miriam die gute Idee Eiscrème kaufen zu wollen. So schloss ich mich ihr an und wir starteten ein gross angelegt Suchaktion nach verdächtigen Verstecken. Leider wurden wir von einem „Einheimischen“ bemerkt, so dachten wir zumindest. In der Hoffnung er würde uns nun auf Französich erklären wo wir Eiscrème finden könnten, antwortete uns der Monsieur in astreinem Schwäbisch: „Da müsst ihr gar net so rumrenne, Ais-kreem, des gibt’s hier net, des möge die Leut hier net!!!“ Völlig schockiert und überfordert von dieser Begegnung ist unsere Lust auf eisgekühltes schnell vergangen und wir haben eingebusst. So richtig bewusst, wie lustig dieses Erlebnis war, wurde uns das erst später.

Im Bus wurden wir darüber aufgeklärt, dass wir durch unsere super Teppich-Aktion so en retard geraten sind, dass die Todra-Schlucht, auf die ich mich sehr gefreut hatte, links liegen gelassen werden musste. So, nun war meine Stimmung – und die einiger andere – endgültig an einem Tiefpunkt angelangt und wir führten mit Hansruedi eine Krisensitzung.

Inhalt: Verschiedene Erwartungen von Einheimischen und Reisenden. Wir kamen uns ein bisschen verarscht vor, da wir das Gefühl hatten ständig etwas kaufen zu müssen, bzw. dass dies von uns erwartet wird. Offensichtlich war auch unserer Reiseleitung nicht genügend bewusst, dass Studenten knappe Budgets haben und allein die Reise schon eine Investition war. Naja, im Nachhinein mag alles halb so schlimm zu sein, aber es war halt der Moment, der zu einer gewissen Unzufriedenheit führte und die eine kleinen Aussprache bedurfte. Schon beim nächsten Stopp bei dem ich mir ein paquet de l’eau kaufte, war alles wieder vergessen und ich war froh, plötzlich einen gewissen „Reichtum“ – nämlich Wasser zu besitzen. Es trinkt sich wirklich leicht, in diesem Klima.

Nach gefühlten 400km unterwegs, war es immer noch ein ganzes Stück bis nach Merzouga in die Sahara und langsam machten sich am Horizont Staubwolken bemerkbar…kein Wunder, der Wind blies auch ziemlich tüchtig durch die Wüste. Plötzlich war es, als würde man in eine Wand fahren: Der Himmel verdunkelte sich, die Sicht war schlecht und der feine Sand prasselte hörbar an die Fensterscheiben. Picture. Picture. So ein Sandsturm ist wirklich ein eindrückliches Naturschauspiel, solange man sich im Innern von etwas befindet. Ansonsten hat man die Sanddünen schnell in Ohren, Augen, Nasen und sogar in der Unterhose ;-)

In Merzouga – die Sonne ist inzwischen weg – mussten wir von unserem Car in geländetaugliche Kleinbusse umsteigen und die letzten 12km holpernd über die Piste aussitzen, bis schliesslich im letzen Tageslicht unsere Unterkunft – die Aubèrge Berbère – am Horizont auftauchte. Nach dem Nachtessen (Tajine!!), etwas Unterhaltung und regarder un peu les étoiles (der Sturm hat sich inzwischen etwas gelegt) geht es ins Bett wo mir in der Nacht der Sand von oben ins Gesicht rieselt. Aha, hier wohnt also das Sandmännchen... morgen müssen wir früh aufstehen für auf die Sanddünen samt Sonnenaufgang…Bonne nuit!

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